"Nicht die offenkundige Schönheit ist das Höchste, sondern die verhüllte, nicht der unmittelbare Glanz der Sonne, sondern der gebrochene des Mondes. Der bemooste Fels, das grasbewachsene Strohdach, die knorrige Kiefer, der leicht berostete Teekessel, das und Ähnliches sind die Symbole dieses Schönheitsideals. Es geht um die Hoheit, die sich in der Hülle des Unscheinbaren verbirgt, die herbe Schlichtheit, die dem Verstehenden doch alle Reize des Schönen offenbaren." (W. Gundert)
Meine Sehnsucht nach einer ganz eigenen Ästhetik stellt mich immer wieder vor die neue Herausforderung, Bruchstückhaftes zu einer eigentümlich anmutenden Poesie zu verschmelzen, zu einer Schönheit, die Opulenz zulässt, aber auch karg und unbearbeitet bleiben darf – in der Kunst wie im Leben.
„Absichtsloses Wollen“
Vom 102-jährigen französischen Maler Pierre Soulages stammt die Einsicht: Ein Handwerker weiß, was er herstellen möchte, ein Künstler kennt nur den Anfang…
Ich erzähle in dieser Ausstellung freie, assoziative Bildgeschichten mit meinem besonderen Gefühl für Rhythmus und subtile Farbklänge: in der Gegenüberstellung von Unbunt und Farbe in Zwischentönen. Das Besondere an dieser Exposition ist jedoch das Zusammenspiel und der besondere Klang mit den figurativen Skulpturen aus gebrauchtem Holz von Matthias Trott sowie den historischen Porträts im Roten Salon. Ein einzigartig neues und zauberhaftes Universum entsteht zudem durch den magischen Ort Kloster Zscheiplitz mit seiner tausendjährigen Geschichte – die Bilder kommunizieren auf vielfältige Weise mit den ursprünglich belassenen Wänden, den raffiniert hinzugefügten Ergänzungen – überraschend und charmant.
Entstanden sind die Bilder nicht nach einem fertigen Plan sondern aus der Entfaltung des künstlerischen Tuns – gespeist aus Intuition und bewusstem Reflektieren. Ich entdecke im scheinbar Alltäglichen die besondere Schönheit. Das kann abbröckelnder Putz an einer Häuserwand sein, Moos zwischen gerissenen Betonplatten – Spuren der Vergänglichkeit. Ihre Arbeiten strahlen Ruhe, Klarheit, Kraft und Sinnlichkeit aus. Bei der Übertragung in die Begriffe der Sprache bleibt aber immer etwas Unübersetzbares, Rätselhaftes. Das Prozesshafte der Bildentstehung lasse ich bewusst sichtbar stehen: glatte und pudrige Farbschichten (unter Verwendung von wässrig gebundener Farbe oder auch aufgestäubten Stein- und Kreidemehlen sowie Asche) überlagern sich.
Ein komplexer Entwicklungsprozess in Schichten mit differenzierten Oberflächen und Patina als stoffliche Qualität – der Ausdruck von Wachsen und Vergehen. eine experimentelle experimentelle Annäherung an die Vielfalt der Töne – geheimnisvoll und mit Rafinesse komponiert …
In einer reizüberfluteten Umwelt will ich das Wahrnehmungsvermögen schulen, Dinge neu zu sehen.
Seit etlichen Jahren arbeite ich eher im Spektrum der unbunten Schattierungen.
Ich gehöre zu den Grenzgängern, denen man einen besonders freien Blick durch meine unterschiedlichen Tätigkeitsfelder als Architektin, Interiordesignerin, Künstlerin bescheinigt.
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VITA
geboren in Freiberg/Sachsen
Studium der Architektur an der TU Dresden
Arbeit als Architektin in Dresden, Saarbrücken, Salzburg und Leipzig seit 1982
Gasthörerschaft Hochschule der Künste Saar, Saarbrücken 1991
Internationale Sommerakademien der bildenend Künste in Salzburg u.a. bei Strawalde
Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland seit 1994
Dozententätigkeit im Bereich Freie Malerei seit 2002
lebt und arbeitet freischaffend als Grenzgängerin zwischen Angewandter und Freier Kunst in Leipzig
Ines Hildur is, what can be called - ‘a classical abstract painter’.
Her works are free of recongnisable, known forms. They are created not to please, not to attract. But, equally, not to distract, not to repulse.
Abstract from form they are not abstract from meaning. These works are there to make you think. Get into. Fall into, if you dare. They are about freedom from form, but also freedom from fear of form -- of confinement of and into the known.
Not paintings, but compositions. Almost always square — symmetry makes the outer perimeter irrelevant, futile. Each work is just a fragment — of the surface of our perceptions. Each painting is just an echo — of the depth of our curiosity. How far can we go? How deep can we dive?…
Alexander von Hahn-Weissenburg
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Kloster Zschieplitz dankt Frau Stephanie Heiduk für die Unterstützung bei der Organisation der Ausstellung